„MIT HERAUSFORDERUNGEN STEHT MAN NIE ALLEINE DA."

Mehrere Semester war der Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt Organisationskommunikation unbesetzt. Seit Oktober 2019 darf sich das IPK über Prof. Kerstin Thummes als neue Lehrstuhlinhaberin freuen. Im Interview spricht sie über den Start und ihre Pläne für den Fachbereich.
Frau Thummes, wie waren die ersten Monate als Lehrstuhlinhaberin der Organisationskommunikation?
Obwohl ich durch die Zeit als Vertretungsprofessorin schon viele Abläufe am IPK kannte, waren die ersten Monate turbulent. Natürlich haben sich in der Zeit, in der der Lehrstuhl nicht besetzt war, einige Aufgaben und Entscheidungen angesammelt, die nun möglichst zügig abzuarbeiten sind. Dazu gehört zum Beispiel die Evaluation des Masterstudiengangs Organisationskommunikation. Seitdem feststeht, dass ich dauerhaft in Greifswald bleiben werde, warten nicht nur mehr Verwaltungsaufgaben auf mich. Erfreulicherweise gab es auch schon einige Anfragen für Forschungskooperationen aus anderen Fachbereichen der Uni. Ich hoffe sehr, dass sich daraus bald spannende interdisziplinäre Projekte ergeben werden.
Klingt nach viel Arbeit …
Ich habe in den letzten Monaten viel Zeit damit verbracht, mich im Büro und privat in Greifswald einzurichten. Herausfordernd sind allein die Menge und Vielfalt der Entscheidungen, die an einem Arbeitstag zu treffen sind – sei es in der Studienberatung, der Studiengangskoordination, der Haushaltsplanung, der Stellenbesetzung oder in der Koordination von Forschungsprojekten. Die größten Herausforderungen bestehen sicherlich in den neuen Führungsaufgaben. Es ist gar nicht so einfach, die Bedürfnisse der Mitarbeitenden stets im Blick zu haben – aber genauso auch die Bedürfnisse der Studierenden. Und auch die Vertretung der Interessen der Kommunikationswissenschaft innerhalb der Uni erfordert einige Routine.
Wie geht man an solche neuen Aufgaben heran?
Ich bin froh, dass ich in meiner Zeit in Münster und Fribourg viel von KollegInnen lernen konnte. Das hilft mir heute weiter. Außerdem ist das Team in Greifswald großartig: Mit Herausforderungen steht man nie alleine da. Das ist ungemein wertvoll und ein wesentlicher Grund dafür, dass die Arbeit hier viel Spaß macht.
Nachdem alle Lehrstühle am IPK wiederbesetzt sind und auch der Umzug durch ist: Welche Aufgaben muss das Institut bzw. speziell Ihr Fachbereich nun bewältigen?
Wir können uns nun hoffentlich endlich aus dem Ausnahmezustand herausbewegen und der eigentlichen Arbeit zuwenden. Dazu gehört es vor allem, das Forschungs- und Lehrprofil der Organisationskommunikation in Greifswald zu gestalten. Ich denke, dass wir in den nächsten Jahren einige thematische Schwerpunkte setzen werden und somit das Institut auch strukturell stärken können. Für den Bereich Organisationskommunikation wird ein Thema sicherlich das moralische Entscheidungsverhalten in der Kommunikationsbranche und der Umgang mit Wertkonflikten sein. Hier gilt es sowohl einige Forschungslücken zu schließlich als auch die Lehre besser auf die ethischen Herausforderungen der Praxis auszurichten.
Was möchten Sie am Masterstudiengang Organisationskommunikation bzw. am Lehrstuhl ändern? Was gefällt Ihnen gut?
Das Grundkonzept des Masterprogramms ist ausgezeichnet und im deutschsprachigen Raum einzigartig: einerseits der Blick auf verschiedene Organisationstypen und andererseits die Brücke zur interpersonalen Kommunikation. Änderungsbedarf gibt es aus meiner Sicht vor allem in kleineren Fragen der Koordination von Modulen und Prüfungen. Außerdem arbeiten wir aktuell daran, digitale Lehrkonzepte auszubauen. Was konkrete Änderungen betrifft, ist es mir wichtig, die Meinung der aktuellen und ehemaligen Studierenden einzuholen. Deswegen führen wir ein zweistufiges Evaluationsverfahren mit Befragung und Diskussionsrunden durch.
Was waren für Sie ausschlaggebende Gründe, den Ruf an die Uni Greifswald anzunehmen?
Für mich waren vor allem die gesellschaftsorientierte Ausrichtung der Organisationskommunikation in Greifswald und die Gestaltungsmöglichkeiten, die mit dem eigenen Masterprogramm einhergehen, ausschlaggebend. Beides ermöglicht mir genau die Art von Forschung und Lehre, die ich immer machen wollte. Außerdem stimmt das Umfeld. Durch die vielen Fächer in Greifswald ergeben sich interessante Kooperationsmöglichkeiten und neue Perspektiven. Und dass das Meer gleich um die Ecke wartet, muss ich wohl nicht erwähnen.
Dauerhaft in Greifswald – worauf freuen Sie sich besonders?
Auf Radfahren am Ryck, Ausflüge nach Usedom, auf die jährliche Begrüßung der Kraniche zum Wintersemester und auf die tägliche Arbeit in den schön renovierten Backsteinbauten mit Blick auf den Dom.
------Vielen Dank für das Gespräch.-------
Foto: (C) IfK/WWU Münster